Lehrgangstagebuch von matsu, der momentan den Lufthansa Lehrgang Nr. 1376 absolviert:


Geschrieben am 17.12.2006


Liebe KollegInnen in spe,

nachdem auch ich während des gesamten Bewerbungsprozesses sehr viel von diesem Forum profitiert habe, möchte ich all denen, die noch vor ihrem Lehrgangsbeginn in Frankfurt stehen, eine kleine Übersicht über das geben, was Euch hier erwartet. Die nächsten Kurse starten ja schließlich schon sehr bald, nicht wahr?

(f)lightmagic hatte uns alle während seines Kurses schon so schön durch sein Lehrgangstagebuch unterhalten. Das hatte ich eigentlich auch vor, doch die Kraft, mit all den anderen um den einzigen Internetzugang hier im Wings-Hotel zu kämpfen, habe ich nach den langen Lehrgangstagen nicht mehr.
Und auch im LFTC (Lufthansa Flight Training Center) gibt es nur einen internetfähigen Computer, die Schlangen davor sind manchmal „gigantisch“. Und die neugierigen Blicke der Wartenden auf das, was der Vordermann/die Vorderfrau denn so macht, laden auch nicht gerade zum gemütlichen Internetsurfen oder Forenlesen ein… Deshalb an dieser Stelle eine hoffentlich vollständige Zusammenfassung der vergangenen Wochen.

Zunächst einmal: Ich bin im MUC-Kurs (A340/320), der da an der 1376. Stelle in der LH-Kurshierarchie rangiert, also ziemlich weit hinten, aber mittlerweile läuft bereit der 1383. Kurs, so dass es hier bereits „bergauf“ geht. (Die Dame aus der Abteilung „Grundlehrgänge“, die uns am ersten Tag begrüßt hat, war Teilnehmerin des Lehrgangs 285 oder irgendwo in der Region!) Aber dies nur am Rande, denn Euch interessieren sicherlich eher andere Dinge, oder?

Mittlerweile sind wir in unserer 5 Kurswoche. Die Zeit ist bisher so schnell vergangen, und wir können uns alle noch gar nicht so richtig vorstellen, bereits in 3,5 Wochen auf unseren ersten Flug zu gehen.

Unser Kurs besteht aus 21 Personen, einschließlich mir 7 männliche Teilnehmer, was wohl eher ungewöhnlich ist.

Mit einer Ausnahme sind wir alle im Wings-Hotel untergebracht. Die Zimmer sind meines Erachtens ganz gut, funktionell eingerichtet mit kleiner Kochzeile, doch man kann es sich auch hier ein wenig gemütlich machen. Die Aussicht nach Norden ist eigentlich ganz schön. Und die Tatsache, dass außer dem Main auch noch die Autobahn direkt vor meinem Fenster verläuft, hat mich eigentlich nur während der ersten paar Tage gestört. Man gewöhnt sich an vieles.
Das einzige, was hier im Hotel unsere Nerven mitunter blank liegen lässt, ist die Tatsache, dass es nur zwei Waschmaschinen und einen Trockner gibt, der allerdings nicht richtig funktioniert. Der Waschraum (im 2. Stock des Anbaus) ähnelt manchmal eher einer Bahnhofshalle: reger Durchgangsverkehr, in Zeitschriften lesende Wartende, Sit-ins etc. Naja, aber auch das geht irgendwie.

Wir haben zwei tolle Trainerinnen, die sehr engagiert sind und eine lockere und gemütliche Atmosphäre schaffen.

Die ersten beiden Tage verbringt man eigentlich damit, sich kennen zu lernen, gemeinsam grundlegende Fakten über Lufthansa zu erarbeiten und administrative Dinge zu erledigen.

Den gelben Lufthansa-Ausweis haben wir bereits nach einer Woche bekommen. Am Anfang läuft man noch mit einem doppelt so großen Besucherausweis rum und ist als Neuling nicht zu übersehen. Aber macht Euch nichts draus, jeder hat mal angefangen.
Am ersten Tag müsst Ihr übrigens (am besten in größeren Gruppen) am Eingang (LFTC ist gegenüber Tor 23) klingeln und sagen, dass Ihr Teilnehmer des neuen Lehrgangs seid, da Ihr ohne Ausweis noch nicht eigenständig durch das Drehkreuz gehen könnt.

Danach geht es im Unterricht schnell los mit kleineren Übungen und immer wieder Rollenspielen, entweder im Unterrichtsraum, in den Mock-ups (Kabinenmodelle im Erdgeschoss, in denen die Serviceübungen stattfinden) oder in den Hands-on-Räumen, in denen man die Arbeitsmittel wie Trolleys, Getränke und die Gegenstände für das Passagierbriefing (Schwimmweste, Sitzgurt etc) kennen lernt.

Während der ersten Kurstage werdet Ihr auch einen Termin zur Uniformanprobe haben (Abholung ist ca. drei Wochen später).

Was Euch außerdem häufig begegnen wird, ist die Schulung im Rahmen des CBTs (computer based training). Dabei werden bestimmte Themen anhand eines Computerprogramms selbständig erarbeitet.

to be continued

Geschrieben am 18.12.2006
Ich weiß nicht, ob es generell so ist, aber nach 2 Wochen schloss sich bei uns eine 2-wöchige Phase von CRM und Emergency-Training an. CRM bedeutet Crew Resource Management und dreht sich im groben um Kommunikation, Konfliktbewältigung und verantwortungsbewusstem Handeln im täglichen Fliegerleben.
Im Emergency-Training geht es dann schließlich ans Eingemachte, also um das Erlernen des richtigen Verhaltens und standardisierte Handlungsabläufe in Gefahrensituationen, sei es ein Startabbruch, eine Rauchwarnung bzw. ein Feuer an Bord, eine Notwasserung/-landung, Gefahrengüter an Bord o. a.

Das EM-Training dauert 8 Tage für die Frankfurter bzw. 9 Tage für die Münchner, da letztere noch eine Art „Zusatzschulung“ für den A 340 L erhalten. Das Training setzt sich aus theoretischen Einheiten und praktischen Übungen auf Simulatoren zusammen.

Diese neun Tage waren einerseits sehr interessant, weil man unter anderem auch durch viele Flugzeugbegehungen ein richtiges Gefühl für den Flieger und die Notausrüstung bekommt.
Andererseits ist die Zeit auch sehr anstrengend, insbesondere die praktischen Übungen, in denen jeder einmal die Funktion des Pursers/Flugbegleiters übernehmen muss. Aber am Ende fühlt man sich wirklich viel sicherer, da man weiß, wie man sich in den unterschiedlichsten Situationen verhalten muss.
Am Schluss gilt es, einen schriftlichen Test und praktische Übungen zu bestehen. Aber vor allem um den schriftlichen Test solltet Ihr Euch wirklich keine Sorgen machen. Wenn man bei den praktischen Übungen aufpasst und ernsthaft bei der Sache ist, dann kann nichts schief gehen.

Nun sind wir seit einer Woche wieder zurück im Unterrichtsraum, um neben Dingen wie Einsatzplan, Bordverkauf auch weiter an unseren Servicekenntnissen und -fertigkeiten zu arbeiten.
Die Uniform ist mittlerweile auch da, wobei ich noch eine weitere Woche warten muss, da außer den kurzärmligen Hemden, Gürteln und Krawatten alles andere geändert werden muss.

Da ich nicht weiß, wann bzw. ob ich vor dem Kursende noch einmal zum Schreiben komme, hier noch eine kurze Auflistung der Inhalte der zweiten Hälfte: Teilnahme an einem Originalbriefing, Bordverkauf, Erste Hilfe, zwei weitere Tage CRM, Schulung für die Business-Class.

Sollte ich es vorher nicht mehr schaffen, ein Resumé des Kurses zu geben, melde ich mich dann wieder nach den beiden Einweisungsflügen, die mich nach Peking und Delhi führen werden. Andere Kursteilnehmer fliegen nach Shanghai, Hongkong, Sao Paolo oder Dubai. Wie Ihr seht, von allem etwas dabei.

Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und hoffe, den Wartenden unter Euch die gefühlte Zeit bis zum Kursbeginn ein wenig verkürzt zu haben. Oder steigt die Spannung jetzt sogar noch? Es erwartet Euch hier in Frankfurt auf jeden Fall eine spannende und abwechslungsreiche Zeit.

noch ein paar Fakten zum Schluss:

1) Am ersten Kurs-Tag auf keinen Fall zu leger angezogen kommen. Die Trainer (zumindest unsere) waren auch in Uniform da.

2) Die Kurstage gehen meistens so von 8:30 bis 16:30/17:00. Bei Emergency wird sich das verschieben, weil man nur zu bestimmten Zeiten in die Atrappen kann. Bei uns ging es von 10-18 Uhr

3) Die reine Kurszeit in Frankfurt beträgt nur sieben Wochen und nicht neun, in den darauf folgenden zwei Wochen finden die Einweisungsflüge statt. Dies unbedingt bei der Planung mit einbeziehen, falls man für den Einsatzort noch eine Wohnung braucht.

Soviel für heute, many happy landings Euch/uns allen
Matsu



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